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Die Geschichte von Stromer und Elektra

Hallo Leute. Ich möchte mich erst mal vorstellen, mein Name ist Stromer, ich bin ein Dreirad mit Pedelecmotor. Letztes Jahr habe ich meinen Dienst angetreten und dabei ein zickiges Zweirad abgelöst, das sich gegenüber meiner PMM ( Persönlicher Menschen Motor ) unmöglich benommen hat.

 

Das Teil, sein Name war Pinky, war hübsch anzusehen, ist aber mit seiner, jetzt mit meiner PMM einfach nicht klar gekommen. Die beiden wollten es wirklich miteinander probieren und sind zum Üben auf einen Campingplatz am schönen Brombachsee gefahren. Die Blaue Elise, das ist ein ganz liebes Wohnmobil, hat sie dorthin gebracht. Das schöne pinkfarbene, aber leider manchmal unmögliche Zweirad auf dem Fahrradträger und vor Ort jede Menge super Übungswege - es war wunderschönes Wetter - eigentlich hätte nichts schief gehen dürfen.

 

Leider ging aber alles schief, was nur schief gehen konnte. Pinky hat seine PMM abgeworfen, gezwickt, gestoßen, abgeschürft und so lange geärgert, bis die PMM die Lust verloren hat und Pinky wieder auf den Fahrradträger verbannte. Voller Wut wollte sie wieder nach Hause fahren, als ihr Blick von einem gerade ankommenden Womo magisch angezogen wurde. Auf dem Heck waren zwei meiner Schwestern, ebenfalls Dreiräder.

 

Der Motor meiner PMM ist sofort auf volle Kraft aufgefahren und kaum war eine meiner Schwestern am Boden, ist sie losgestürzt und hat ihren Wunsch geäußert, ob sie vielleicht mal eine kleine Runde fahren darf.

 

Die beiden fremden PMM hatten volles Verständnis dafür und nach einer kleinen Tour auf dem Platz war meine Geburtsstunde eine beschlossene Sache. Im Internet wurde ausfindig gemacht, wo ich zu finden war und einer Bestellung stand nichts mehr im Wege. Pinky hat es auch gut erwischt, der ist jetzt bei der jüngeren Schwester meiner PMM. 

 

Soweit kenne ich die Geschichte vom Hörensagen.

 

Ich wurde geliefert und in der großen Einfahrt, die zum Haus meiner PMM gehört, abgeladen. Meine Güte, ihr hättet mal das Gesicht der Blauen Elise sehen sollen. "Der ist ja viel zu fett und viel zu breitspurig und vor allem mindestens doppelt so schwer wie Pinky, ich weigere mich, den mitzunehmen", hat sie gezetert und wollte sich gar nicht mehr beruhigen.

 

Zu meiner PMM gehört natürlich auch noch ein anderer PMM, ich muss das mal erklären, es gibt zwei verschiedene Arten von PMM, die einen sind die PMMF und die haben „die“ davor und sind somit weiblich, die anderen sind die PMMM und die haben „der“ davor und sind deshalb männlich. Damit das alles etwas einfacher geht, nennen wir sie nur PMM und wenn wir „die“ oder „ der“ sagen, wissen wir, welche Sorte gemeint ist.

 

Die beiden haben erstmal die Blaue Elise beruhigt und sie richtig stolz gemacht, denn Elise ist ein richtig starkes Mädchen, der Fahrradträger ist eine umgebaute Motorradbühne und kann mit hundertzwanzig Kilogramm belastet werden. Das Problem ist nur mein breites Hinterteil, deshalb musste dafür eine Lösung gefunden werden.

 

Mit den PMM 's ist das auch so eine Sache. Eigentlich gibt es nur zwei Sorten von ihnen, aber die können alle so unterschiedlich viel, dass man lange suchen muss, bis man den Richtigen gefunden hat und der baut dann alles, was man möchte.

 

Gesucht, gefunden; Eine Metallbaufirma, die zusätzlich einen Fahrradhandel betreibt, ist genau das, was wir brauchen. Meine PMM ist wieder mal nicht zu bremsen und plant, dass ich gleich eine Partnerin bekommen soll, damit sie mit ihrem PMMM auf Tour gehen kann. Das muss man sich mal vorstellen, zwei, so wie ich, sollen nebeneinander auf unseren Hinterrädern auf dem Fahrradträger sitzen und unsere Fronträder himmelwärts strecken. Dazu wollten sie eine Kraftmaschine anbringen, die uns in die Höhe ziehen sollte.

 

Die Blaue Elise, die das alles mit anhören musste, hat nur noch die Scheinwerfer verdreht und mit den Flanken gezittert, sagen mochte sie gar nichts mehr.

 

Als rettender Engel ist dann der TÜV erschienen, das ist ein Club, zu dem die PMM 's immer laufen, damit ihre Autos in Ordnung bleiben.

 

Der TÜV hat gesprochen: "Eins ja, zwei nein, basta". Ich bin mir nicht ganz sicher, ob nicht Elise mit einer Urlaubsreise gelockt hat, aber das wäre ja verboten, deshalb will ich lieber nicht darüber reden.

 

Für mich wurde dann ein richtiges kleines Zimmer gebaut, mit einer Auffahrrampe, einer wetterfesten Plane und einer verschließbaren Türe. Das ist eine phantastische Art zu reisen. Die Blaue Elise sagt auch gar nicht mehr, dass ich zu fett und zu breitspurig bin, ich glaube, sie mag mich, ich mag sie auf jeden Fall.

 

Und was machen wir jetzt mit einer Partnerin für mich, soll ich etwa Junggeselle bleiben? Aber dann hätte ja der PMMM von meiner PMMF auch kein Dreirad und die beiden könnten dann nicht miteinander fahren und das wollten sie doch, sie wollten doch etwas gemeinsam machen.

 

Das erste Jahr wurde erstmal als eine Art Probezeit für mich und meine PMM beschlossen. Eine Probezeit,  die super verlaufen ist. Wir sind zusammen durch Wald und Wiese getollt, haben neue Wege erkundet und haben uns immer besser verstanden. Für ihren PMM war es auch besser, dass es mit einer Partnerin für mich nicht geklappt hat, denn er war fast das ganze Jahr zur Reparatur in der PMM-Werkstatt.

 

Für mich haben sie auch eine richtige Party arrangiert, das war dann meine Taufparty, einer ihrer Freunde ist auf den Namen Stromer gekommen und das hat allen gut gefallen. Mir gefällt der Name auch sehr gut und ich finde, er passt super zu mir. Erstens fahre ich mit Strom und zweitens stromere ich leidenschaftlich gerne durch die Lande.

 

Diese Leidenschaft, dass ich so gerne fahre, haben meine Erzeuger nicht bedacht, sonst hätten sie mir bestimmt einen Akku mitgegeben, mit dem ich mehr Kilometer schaffen könnte, denn was sind denn schon fünfunddreißig Kilometer, da bin ich grad mal warm gelaufen. Ich bin ja schließlich ein Fahrrad und kein Standrad.

 

Meiner PMM musste ich auch erst beibringen, was sie mit mir machen kann und was nicht. Die ist manchmal Wege gefahren, da hat es mir gegraut - enge Wege, die nur für PMM 's mit ihren Wanderschuhen tauglich waren, Na ja, da bin ich halt einfach stecken geblieben und hab mir ins Fäustchen gelacht, wenn sie mich hat rausziehen müssen, oder sie ist einfach in losen Sand hinein gefahren, da hab ich mir den Spaß erlaubt und  habe gleich alle meine drei Räder bis zu den Naben eingegraben, das war eine Gaudi, bis sie mich da wieder frei hatte. 

 

Fahren kann man mich ganz leicht, aber wenn man mich schieben muss, mache ich richtig viele Probleme, deshalb rate ich den PMM 's auch, dass sie sich vorher überlegen, wo sie mit mir hinwollen, denn ich biete denen so viel Bequemlichkeit, die können auf mir sitzen wie in ihrem Wohnzimmer in einem Sessel, ich helfe ihnen auch steile Berge hochzufahren, ich sorge dafür, dass sie nicht umfallen können und ich denke deshalb, dass sie es mir auch schuldig sind, auf meine Bedürfnisse zu achten.

 

Thema Umfallen; Meiner PMM habe ich gleich am Anfang erklärt, wie man mit mir über eine hohe Kante, zum Beispiel einen höheren Bordstein, fährt. Man fährt rechtwinklig auf das Hindernis zu, dann zuerst mit dem Frontrad und dann gleichzeitig mit den beiden Hinterrädern und vor allem langsam über die Kante. Meistens macht sie es ja richtig, aber manchmal prescht sie einfach aus voller Fahrt über ein solches Hindernis hinweg, ich werde dann hin und her geschüttelt und die harten Schläge, die ich da abbekomme, sind alles andere als gut für meinen Rahmen und für meine Räder. 

 

Wer nicht hören will, muss fühlen; Wieder fährt sie zu schnell um die Kurve und steuert eine Einfahrt an, die eben diesen hohen Bordstein aufweist. „Dieses Mal nicht, du blöde Gans" denke ich mir, hüpfe mit einem Hinterrad auf den Gehsteig, blockiere das zweite Hinterrad, kippe gleichzeitig über meine Längsachse und meine PMM fliegt ungebremst in die Wiese. Ich habe absichtlich für diese Aktion eine Wiese ausgesucht, ich wollte ja nicht, dass sie sich verletzt, aber sie muss wissen, dass man mit mir auch umfallen kann, wenn man nicht vernünftig fährt.

 

So, das hat geklappt, jetzt sitzt sie im Gras und müht sich ab, damit ich wieder auf meinen drei Rädern stehe. Ein leichtes Schleudertrauma und eine geprellte Schulter werden sie hoffentlich das nächste Mal daran erinnern, so geht das nicht.

 

Das war ein weiterer Punkt, dass man auch auf meine Bedürfnisse Rücksicht nehmen muss und die PMM 's, die durch uns Dreiräder so viel Komfort bekommen, sollen ruhig  lernen, wie sie mit uns umzugehen haben.

 

Meine hat's gelernt. Sie nimmt auch immer mein Ladegerät mit und wir teilen uns das immer so ein, dass wir beide gleichzeitig Nahrung brauchen, wir fahren dann zu einem gemütlichen Gasthaus, sie bestellt sich Essen und Trinken und ich bekomme eine neue Ladung Strom. Auf diese Weise haben wir schon richtig super Touren gemacht, durch Städte, durch Wälder, über duftende Blumenwiesen, entlang von Flüssen oder um Seen herum.

 

Aber manchmal spinnt sie schon ein bisschen, Verbotsschilder zum Beispiel, da denkt sie, die sind nur für Andere da. Ein Beispiel; Wir fahren gemütlich durch eine kleine Ortschaft, da sieht sie eine gesperrte Straße mit dem Hinweis, bis zur Baustelle frei. Neugierig, wie sie ist, lenkt sie mich um die Absperrung herum und will sehen, wo die Baustelle anfängt. Hoch erfreut, dass die kleine Straße, die vorher mit ganz groben Schottersteinen belegt war, jetzt eine schöne, glatte Teerdecke hat, strampelt sie einfach weiter. Ich schreie "Halt, stopp, das ist heiß, ich verbrenne mir die Reifen". Nichts zu machen, die fährt einfach weiter. Dann sieht sie plötzlich Bauarbeiter mit der schweren Walze, die den gerade frisch aufgebrachten Asphalt glatt machen.

 

Da ist ihr dann endlich auch heiß geworden und sie ist so schnell wie möglich in meine Pedale getreten. Die Bauarbeiter haben sich die Köpfe gehalten über so viel Unvernunft. Es ist ja nochmal gut gegangen, meine Reifen sind zwar etwas angeschmort, aber das Profil reicht noch für eine sichere Fahrt. Die kleine Straße haben wir für uns " Stromerstraße" getauft und wenn wir sie jetzt fahren, denken wir immer daran, dass wir sie eingeweiht haben.

 

Überhaupt Natur genießen, das ist das, was man mit mir am besten kann. Ich bin kein Rennrad, ich stehe manchmal eine ganze Stunde am Ufer eines stillen Sees und höre einem Froschkonzert zu, es ist so spannend, die einzelnen Stimmen auseinanderzuhalten, Frage und Antwort, ein plötzliches Anschwellen der Lautstärke, ein plötzlicher Abbruch und anschließend absolute Stille. Es ist so schön, aus dem kühlen Schatten in die wärmende Sonne zu fahren oder umgekehrt aus der gleißenden Hitze in die Kühle eines Waldes einzutauchen.

 

In solchen Momenten tun sie mir fast leid, die PMM 's, die auf ihren schnellen Rädern vorbeizischen, mit den Nasen auf den Lenkern, kein Blick nach rechts oder links, nur darauf bedacht, dass der Weg vor ihnen frei ist. Sie hetzen, als wären sie auf der Flucht. Was treibt sie nur so, na ja, vielleicht fliehen sie vor sich selbst und ihren Problemen.

 

In diesem Punkt sind wir uns komplett einig, die Blaue Elise, meine PMM und ich, wir lassen uns nicht mehr antreiben, wir haben ganz einfach Zeit und wenn wir mal keine Zeit haben, dann nehmen wir sie uns einfach. Punkt.

 

So ist das Probejahr zu Ende gegangen, die Blaue Elise musste als Erste ins Winterquartier, die darf nur bis zum einunddreißigsten Oktober fahren.

Das Salz auf der Straße, das der Winterdienst wegen zu befürchtender Glätte streute, hat auch meine Saison beendet und meine PMM hat mich schön sauber gemacht und in den Heizungskeller gestellt. Vergessen hat sie mich aber nicht, sie hat regelmäßig nach mir geschaut und auch regelmäßig meinen Akku geladen, denn der darf nicht leer werden, auch wenn er nicht benutzt wird.

 

Hoffentlich dauert der Winter nicht so lange, denn ich habe noch einen guten Grund, mich auf den Frühling zu freuen, ich habe die beiden PMM 's sagen hören, dass sie im Frühling eine Partnerin für mich bestellen, na wenn das kein Grund zum Träumen ist.

 

Das Grummeln der Heizungsanlage ist wie Musik für mich und mir fallen noch viele Geschichten ein. 

 

An einen Fahrradausflug denke ich besonders gerne: Ich bin in mein Zimmer am Heck der Blauen Elise geschlüpft und meine beiden PMM 's haben sich im Inneren der Elise eingerichtet. Eine Fahrt, bei wunderschönem Wetter, nach Volkach, direkt am Main gelegen, war der Beginn der kleinen Reise. Auf einem großen Parkplatz haben wir dann auf die anderen PMM 's gewartet. Nach und nach sind sie alle eingetroffen mit den Zweirädern auf den Fahrradträgern. Hoffentlich kann ich mit denen mithalten, die sind bestimmt viel schneller als ich. Wenn ich an die Rennräder denke, die immer an mir vorbei gezischt sind, wird mir angst und bang.

 

Aus den Gesprächen der PMM 's habe ich herausgehört, dass sie schön langsam fahren wollen, sich die Landschaft ansehen und öfter Pause machen, auf jeden Fall wollen sie kein Rennen fahren. Das klingt sehr gut.

Das Gepäck der PMM 's wird in die Elise geladen, denn erstens, weil ich noch keine Partnerin habe und zweitens, weil auf der Elise kein Platz für ein zweites Dreirad ist und drittens, weil der PMM meiner PMM noch immer reparaturbedürftig ist und sich bereiterklärt hat, das Gepäck von Volkach nach Marktbreit zu bringen.

 

Wir haben heute herrliches Wetter und die Gruppe, bestehend aus fünf E-Bikes, fünf Tourenrädern, einem Sportrad und mit mir, dem Dreirad, setzt sich in Bewegung.

 

Die PMM 's haben auch alle Namen, so im Vorbeifahren höre ich: Karin, davon gibt es zwei, Ingrid, Regina, Sonja, Ulrike, meine PMM heißt Gusti, das sind die PMM 's mit dem „die“ davor. Dann kommen die PMM 's mit dem „der“ davor: Günter, davon gibt es auch zwei, Manfred, Rudi, Anton und der PMM von meiner PMM heißt Dieter.

 

Das ist eine sehr nette Truppe, für mich sind sie noch ziemlich neu, aber ich glaube, die kennen sich schon ewig und haben bestimmt schon viel gemeinsam unternommen. 

 

Für mich ist es meine erste große Fahrt und meine Ängste, dass ich nicht mithalten kann, schwinden dahin. Wir fahren am Main entlang, durch zauberhafte kleine Dörfer, durch duftende Weinberge, an den Rebstöcken hängen die reifen Trauben und laden zum Naschen ein. Das macht richtig Spaß.

 

Mal ein Fotostopp, mal ein Gläschen zur Erfrischung, so erreichen wir das Städtchen Marktbreit, das für die Übernachtung ausgewählt war. Die Blaue Elise wartet schon auf einem großen Parkplatz, denn die engen Gassen der kleinen Stadt hätten ihr große Probleme bereitet. So kam der PMM Dieter mit einem Taxi und dem Gepäck zum Hotel.

 

Ich bin mit den Zweirädern zusammen in der Hotelgarage untergebracht worden und so hatten wir alle unsere wohlverdiente Ruhe. Mein Akku hat auch ausgereicht und wird jetzt in einem Zimmer der PMM 's aufgeladen. Die PMM 's gingen zum Abendessen und recht frühzeitig ins Bett, sie wollten ja ausgeruht am nächsten Tag die Rückfahrt antreten.

 

Am nächsten Morgen sind wir von warmen Sonnenstrahlen geweckt worden und konnten uns auf eine schöne Rückfahrt freuen. Die Sonne hat es an diesem Tag aber etwas zu gut mit uns gemeint, die Temperaturen sind über dreißig Grad geklettert und die Wege, die am Tag vorher leicht abwärts gingen, sind jetzt ansteigend. Die PMM 's kommen ganz schön ins Schwitzen und die E-Bikes und auch ich können unseren PMM 's natürlich kräftig helfen. Das Sportrad hat einen super trainierten PMM, der zieht durch, einer hat plötzlich Schwachstellen und muss längere Pausen einlegen, aber im Großen und Ganzen sind wir wieder gut am Parkplatz am Mainufer angelangt.

 

Die Blaue Elise hat schon gewartet und das Gepäck wurde verteilt, ich schlüpfe wieder in mein gemütliches Heckzimmer und die Gruppe fährt zurück in ihre verschiedenen Wohnorte.

 

Schön war das, das können wir öfter machen, ach ich freue mich riesig auf meine Partnerin, beim Murmeln der Heizung schlafe ich wieder ein.

 

Halt, halt, noch eine Geschichte aus meinem Solodasein. Zu den PMM 's gehört noch ein Junior PMM, der kommt vor allem in den Ferien und dann gibt es meistens größere Fahrten. Eine Reise ging Richtung Bodensee auf einen tollen Campingplatz in der Nähe von Friedrichshafen. Der Junior  PMM konnte kein Fahrrad mitnehmen, weil in meinem Zimmer bei der Blauen Elise kein Platz dafür ist, aber Inliner hatte er dabei, das sind so komische Schuhe, die kleine Räder an den Sohlen haben. Wenn wir so unterwegs sind, dann hängt sich der Junge einfach an meinen Einkaufskorb und los geht's, schneller als die Polizei erlaubt. Genau, die Polizei würde das sowieso nicht erlauben, zumindest nicht auf öffentlichen Straßen.

 

Aber die Zwei fahren zum Einkaufen in den Supermarkt und bilden sich wahrscheinlich ein, dass ich ein Lastwagen bin. Für das Geschäft hat der Junge noch andere Schuhe dabei und dann kommen sie an, jeder hat zwei  Taschen in der Hand und jetzt stehen sie ratlos vor mir und meinem kleinen Einkaufskorb. Ich brummle vor mich hin. "Ihr habt sie ja wohl nicht alle, wie soll das denn gehen, wir haben mindestens drei Kilometer weit zu fahren, wo soll das ganze Zeug denn hin", zu meiner PMM schau ich drohend hin, aber die ignoriert mich einfach und fängt an, mich wie einen Esel zu beladen.

 

Fächerförmig stellt sie zuerst die großen Taschen in den Korb, so gewinnt sie eine größere Fläche, dann bastelt sie die kleineren Taschen dazwischen und die losen Teile steckt sie in die entstandenen Hohlräume, als Krönung obendrauf kommen noch die Straßenschuhe des Junior PMM. Sehr schwer ist das ganze Zeug jedoch nicht, sonst hätte ich es schnell wieder abgeschüttelt. Dann fädelt sie Gummiseile durch die Griffe der Taschen und verzurrt alles fest an meinem Rahmen. Auf geht's. Der Junior hängt sich auch noch an meine Lehne, dann rauschen wir alle drei den Berg hinunter und zum Campingplatz hinein.

 

So meine Liebe, das machst du mir nicht noch einmal, denke ich im Stillen und ich hätte einen Fotoapparat gebraucht, um ihr verdutztes Gesicht festzuhalten, denn als sie alles abgeladen hatte, habe ich nämlich einfach meinen Korb abgeworfen, den hat sie dann in den Händen hin und her gedreht und sich überlegt, was passiert wäre, wenn sich der Korb unterwegs gelöst hätte. Ja, ja, darüber sollte sie sich wirklich mal Gedanken machen.

 

Am nächsten Tag hat sie mich aber wieder entschädigt. Während der große und der kleine PMM sich am Ufer des Sees vergnügt haben, ist sie mit mir durch ein wunderschönes Naturschutzgebiet gefahren. Wir konnten  viele, viele Seevögel beobachten, die Pflanzen an unserem Weg mussten wir anschließend in einem Pflanzenbuch suchen, weil wir sie noch gar nicht kannten. Was mir in den Städten am allerbesten gefallen hat, waren die Massen an Fahrrädern, die unterwegs waren und noch besser gefallen hat mir, dass sich die Autos rücksichtsvoll an ihnen vorbei getastet haben. „Geht doch", hab ich mir gedacht.

 

Jetzt bin ich aber wirklich müde, ich strecke meine Ketten, knirsche ein bisschen mit meinem Fahrgestell und überlasse mich der sanften Melodie der Heizung.

 

Wie lange ich geschlafen habe, weiß ich nicht, aber plötzlich fliegt die Heizungstüre auf und meine PMM bringt mich nach draußen. Wow, da hat sich aber einiges verändert. Die beiden Autos, der kleine hellblaue und der große Silberfarbene, sind verschwunden. Dafür steht jetzt ein dunkelrotes Auto da. Sieht seltsam aus, denke ich bei mir, sieht ein bisschen aus, als wäre es in eine Presse geraten, die es von vorne und von hinten zusammen- geschoben und dafür in die Höhe gedrückt hat.

 

Bully, Bully, jawohl der heißt Bully, für mich ist das der Bully.

 

Meine PMM 's sind irgendwie aufgeregt: „Hänger, Probe, Werkstatt“, die Worte fliegen hin und her, ich habe nicht verstanden, worum es geht. Das war mir aber auch ganz egal, ich sehe sie, sie ist wieder da, meine liebe, wunderschöne Blaue Elise.

 

Vor Freude mache ich einen kleinen Luftsprung und meine PMM kommt angerannt, weil sie denkt, dass sie die Bremse nicht angezogen hat. Ich darf wieder in mein kleines Zimmer und freue mich schon auf einen schönen Ausflug. Lange sind wir aber nicht gefahren, dann wurde ich ausgeladen, meine PMM `s haben mit fremden PMM `s gesprochen, die haben mein Zimmer bei der Elise angeschaut, haben sich Notizen gemacht und das Zimmer wieder zugemacht und ich war noch draußen. Die Fremden packen mich und wollen mich wegschieben. „Nichts da“, schreie ich meine PMM an, aber die löst einfach meine Bremse und schiebt mich selbst in die Halle. Dann höre ich den befreienden Satz „Wenn ihr fertig seid, ruft uns bitte an, wir kommen dann mit dem Auto und holen beide ab“.

 

Beide ab, was soll das denn wieder für ein Blödsinn sein. Mich und wen? Bekomme ich hier vielleicht meine Partnerin, aber das geht auch nicht, auf der Elise habe nur ich Platz. Was haben die sich nur wieder ausgedacht und jetzt fahren sie auch noch weg und lassen mich einfach hier stehen, mir ist zum Heulen und ich glaube, ich habe auch geheult, denn als die fremden PMM 's mich noch weiter weg schoben, war ein kleiner Ölfleck auf dem Boden.

 

Ich werde vermessen, Länge, Breite, Höhe, mal bin ich drinnen, mal bin ich draußen, mal stehe ich auf einer seltsamen Plattform. Die fremden PMM 's sind aber sehr nett zu mir und langsam habe ich auch keine Angst mehr, keine Angst mehr vor den Fremden und keine Angst mehr, dass ich nicht mehr abgeholt werde. Ich habe Zeit zum Nachdenken. Ich soll eine Partnerin bekommen, auf der Elise ist nur Platz für mich, der Bully ist neu und der hat hinten so ein komisches, kleines Schwänzchen, das habe ich an anderen Autos auch schon gesehen, da werden dann immer so große Kästen angehängt. Angehängt, jetzt begreife ich, angehängt ist gleich Hänger, ich weiß jetzt, was ich hier soll, die bauen ein Doppelzimmer für mich und meine zukünftige Partnerin, das ist einfach super und jetzt finde ich meinen Aufenthalt hier auch richtig spannend.

 

Dann kommt der ersehnte Anruf - Ihr könnt mich abholen.

 

Der Bully kommt und wenn ich ihn mir jetzt anschaue, gefällt er mir immer besser, er hat so etwas rundes, gemütliches an sich und wenn er blau wäre, würde ich denken, dass er ein Kind von der Blauen Elise ist, die schaut auch so rund und gemütlich aus.

 

Meine PMM 's und die fremden PMM 's begrüßen sich und man merkt eine gute Stimmung. Der Bully wird in Position gebracht und mein neues Doppelzimmer herangeschoben. Schön ist es geworden, silbern der Unterbau mit einer hellgrauen Plane, genauso wie bei der Elise, alles kann hochgeklappt werden und gibt den Blick ins Innere frei. Meine PMM strahlt, sie freut sich so riesig, dass alles so geworden ist, wie sie es sich vorgestellt hatte. Die Schienen passen, die Auffahrrampe passt, die Halterungen sind richtig angebracht, alles perfekt. Der PMM, der für den Bau verantwortlich war, hat genau so gestrahlt wie meine PMM und sein etwas schüchternes „Wir hatten sowas ja auch noch nicht gebaut ", hat ihn noch sympathischer gemacht. Stolz bin ich, dass für mich so ein Aufwand getrieben wurde und ich lasse mich sehr gerne die neue und sehr stabile Rampe hochschieben.

 

Jetzt fehlt nur noch die Einweisung für die technische Handhabung des Hängers und wir können losfahren. Meine PMM war am Anfang etwas unsicher, sie ist noch nie mit so einer Kiste hinterm Auto gefahren, aber das hat sich sehr schnell gegeben.

 

Die Blaue Elise war bei unserer Ankunft sehr traurig, vielleicht denkt sie, dass sie in Zukunft nicht mehr gebraucht wird, aber das würde ich gar nicht zulassen, denn sie ist und bleibt meine Freundin. Aber wo ist sie, wo bleibt sie, wo bleibt die, auf die ich den ganzen Winter gewartet habe, wann kommt sie endlich, ich habe doch mitbekommen, dass sie eigentlich schon in der Stadt ist und nur noch beim Händler darauf wartet, dass das Wetter etwas besser wird.

 

Aber was interessiert mich das Wetter, ich bin jetzt da, ich warte auf sie, das kann man doch nicht so einfach ignorieren. Beim Abladen hüpfe ich einfach von den Schienen, damit die merken, wie ungeduldig ich bin, aber PMM 's sind manchmal, eigentlich meistens, unsensibel, wenn es um ihre techni-schen Freunde geht und weil sie Hunger haben, stellen sie mich erstmal in die Garage und machen sich was zum Essen.

 

Zwei Stunden später fahren sie mit dem Bully weg und der PMM ist gleich wieder zurück und dann kommt meine PMM mit meiner Partnerin, mit meinem Mädchen, um das sich schon seit Monaten alle meine Gedanken drehen.

 

Vor Freude hüpfe ich auf allen meinen drei Rädern herum, ja genau so habe ich sie mir vorgestellt, sie sieht aus, als wäre sie meine Zwillingsschwester, man muss schon genau hinschauen, um einen Unterschied zu erkennen.

 

Sie wurde für den PMM von meiner PMM gebaut und der ist ganz schön schwer, deshalb braucht meine Freundin auch einen besonders starken Rahmen, ihre Farbe ist auch ein kleines bisschen anders als meine Farbe, aber, wie gesagt, man muss schon ganz genau hinschauen. 

 

Super, jetzt kann es losgehen, jetzt können wir zu zweit oder besser zu viert losfahren und Tolles erleben. Leider musste ich mir sagen „träum weiter, Junge", denn der PMM hatte schon wieder einen Schaden, diesmal an dem einen Lenker, die PMM 's nennen dieses Teil Hand. Er war mit einem Wort fahruntüchtig und weil überprüft werden musste, ob meine Partnerin auch fehlerfrei gebaut worden ist, musste meine PMM alleine mit ihr losziehen. 

 

Richtig gestunken hat mir das, erstens habe ich einige Wochen geschlafen und wollte mich unbedingt bewegen, zweitens habe ich mich so auf meine Freundin gefreut und jetzt merke ich, dass ich eifersüchtig werde, wenn meine PMM mit ihr loszieht und drittens finde ich es einfach gemein, wenn mir das Garagentor vor der Nase zugemacht wird und die beiden miteinander abhauen.

 

Der Blauen Elise passt das auch nicht und wir unterhalten uns bei jeder Gelegenheit, sie möchte auch wieder mal los und etwas von der Welt sehen.

 

Endlich tut sich wieder etwas, in der PMM-Werkstatt konnte der Schaden des PMMM behoben werden, der Junior  PMM ist am Wochenende da und ein gemeinsamer Ausflug ist geplant. Der Sessel meiner Freundin wird für den PMM eingestellt, ich darf endlich wieder meine PMM tragen und der Junior  PMM hat ein eigenes Zweirad.

 

So ist es Klasse, so soll es sein, da hat jeder was davon, nach so einem schönen Tag macht es einem auch gar nichts mehr aus, wenn sich abends das Garagentor schließt.

 

Nachdem der Freizeitpark unserer PMM 's vollständig ist, werden die  PMM - Freunde eingeladen, denn die möchten ja meine Partnerin auch kennenlernen, ich kenne die PMM-Freunde schon von dem schönen Ausflug her, werden die wieder mit ihren Rädern kommen oder haben die etwas anderes vor? 

 

Mann, Mann bin ich aufgeregt, ich habe die PMM 's tuscheln hören, wir sollen heute getauft werden. Meine Elektra zum ersten Mal und  bei mir wollen sie das Ritual nachholen. Das Ritual nachholen -  was soll das nur bedeuten?  Die werden doch nicht so blöd sein und uns eine ganze Flasche Sekt an unser Gestell donnern, ich hab das mal gesehen, wie ich mit meiner PMM an einem Ufer gestanden habe, da wurde ein kleines Schiff getauft. Leid hat es mir getan, das arme Ding, aber die PMM 's fanden das richtig lustig und haben selbst einige Flaschen geleert. Geleert......selbst haben sie sich die Flaschen nicht drauf gehauen.

 

Das lass ich mir auch nicht gefallen und meiner Elektra dürfen sie das auch nicht antun. Das Mädel hat nämlich noch nicht so viel Erfahrung mit den PMM 's, die weiß noch nicht, was die oftmals für Schrullen in ihren Köpfen haben, ich werde mich einfach vor sie hinstellen und wenn sie mir dumm kommen, fahre ich ihnen an die Schienbeine.

 

Ups, mir ist eine andere Idee gekommen, ich habe uns schnell mit ein paar Blumen geschmückt und wenn die PMM 's Blumen sehen, da haben sie immer das Bedürfnis, sie mit Flüssigkeit zu besprengen, das könnte klappen, die machen bestimmt die Flasche auf und spritzen uns nur an. Na hoffen wir mal das Beste, ich hab meinem Mädel grad noch mal zugezwinkert und leise mit den Ketten geklirrt, jetzt ist sie auch ganz beruhigt.

 

Jetzt geht es los, ich höre, wie Autos kommen und parken. Es scheinen ziemlich viele Leute gekommen zu sein, aber die PMM 's essen meistens erstmal und wenn sie sich länger nicht gesehen haben, fällt ihnen immer viel ein, worüber sie reden müssen.

 

Dann geht das Tor auf und wie ich es mir schon gedacht habe, unser Blumenschmuck fällt gleich auf. Meine PMM schiebt uns nach draußen und stellt uns ordentlich nebeneinander. Wir sind ein sehr schönes Paar. Eine riesige Flasche wird entkorkt, ich nehme vorsichtshalber Drohhaltung an, aber die PMM 's machen einen sehr friedlichen Eindruck. Elektra hat eine Tauf-PMM mit „die“ davor und ich habe einen Tauf-PMM mit „der“ davor und die machen das ganz toll, sie gießen nur etwas Sekt über unsere Reifen und beschließen, den Rest selbst zu trinken. So, das war's, das war das Ritual, jetzt heißt meine Elektra offiziell Elektra und ich heiße offiziell Stromer. Jetzt können sie beginnen,



 

Die Abenteuer von Stromer und Elektra

 

Ganz so einfach, wie ich mir das vorgestellt habe mit gemeinsamen Abenteuern, ist es doch nicht, denn meine PMM plant eine Kurzreise. Der Junior PMM war über Pfingsten da und wollte aber nicht die gesamten Ferien mit uns verbringen, deshalb hat meine PMM beschlossen, den Jungen  nach Hause zu bringen, um damit einen kleinen Urlaub zu verbinden. Für Elektra `s PMM und Elektra ist das auch nicht schlecht, sie könnten sich so noch besser kennenlernen.

 

Dass die zwei sich noch kennenlernen müssen,  ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Beim ersten kleinen Ausflug, wir waren  zu Dritt unterwegs, der Junior PMM, meine und Elektra s PMM, gleich nach der ersten Kurve schreit der Junior, dass der große PMM von der Elektra gefallen ist. Meine PMM schaut nach hinten und denkt, der sitzt doch noch drauf, aber dann sagt sie, der sitzt zwar noch drauf`, aber irgendwie komisch. Wir sind dann zurückgefahren und haben die Bescherung gesehen.

 

Da sind wieder einmal mehrere Dinge zusammen gekommen. Es war die erste Fahrt, Elektra ´s Bremsen sind ganz neu und nicht nur das, Elektra hat auch noch eine zusätzliche Rücktrittbremse und der PMM hat wahrscheinlich etwas Angst bekommen, weil die Straße ziemlich abschüssig war und weil dicht hinter ihm ein Auto aufgefahren war. Also hat er mit voller Wucht alle drei Bremsen gleichzeitig und vor allem ruckartig gezogen,

 

Elektra bleibt dann natürlich nichts anderes übrig, als auf der Stelle stehen zu bleiben und das genauso ruckartig. Der PMM ist vom Sitz gerutscht und voll in den Rahmen geklatscht, dabei hat er sich das Schienbein aufgerissen und den Schlüssel verbogen. Tja, so ist das nun mal, auch ein Dreirad hat seine Besonderheiten, der PMM hat es dann mit einiger Mühe geschafft, wieder auf dem Sitz Platz zu nehmen und die Fahrt nach Münchberg und wieder zurück fand ohne weitere Probleme statt.

 

Die Elise strahlt, endlich geht's mal wieder los, Elise strahlt wirklich, denn sie wurde zwei Tage lang auf Hochglanz gebracht. Den Kühlschrank vorkühlen, Klamotten in die Schränke packen, Lebensmittel frisch einkaufen, Betten neu beziehen, Wasser- und Dieseltank voll machen, das sind alles keine großen Aktionen. Ich stehe schon abwartend daneben und das Klappern der Auffahrrampe ist die schönste Musik, die ich mir vorstellen kann. Leider muss ich mich diesmal von Elektra verabschieden und das fällt mir gar nicht so leicht. 

 

Nachdem wir den Junior PMM abgeliefert hatten, haben wir in Treuchtlingen einen wunderschönen Womo-Stellplatz gefunden, direkt beim Thermalbad. Da war es so richtig Klasse. Bei schönem Wetter habe ich mit meiner PMM bis zu hundert Kilometer am Tag die ganze Gegend abgeklappert, bei schlechtem Wetter ist sie im Thermalbad verschwunden und einmal hat sie sich einen ganzen Tag bis zum nächsten Morgen in der Elise eingeigelt, weil sie ein spannendes Buch unbedingt auslesen wollte.

Das war auch sehr schön für die Elise und für mich, da konnten wir uns in aller Ruhe ungestört unterhalten.

 

Die Blaue Elise kennt die PMM 's wesentlich besser als ich, erstens ist sie schon viel älter als ich und zweitens wohnen sie ja in ihr und die Elise bekommt alles mit, wie sie sich verhalten, worüber sie sprechen, was ihnen Freude macht und worüber sie sich ärgern. Was die Elise aber auch nicht versteht, ist die Vielfalt der PMM 's, und obwohl es ja eigentlich nur zwei Sorten gibt, die mit dem „die“  davor  und die mit dem „der“ davor, ist trotzdem nicht ein einziger PMM so wie der andere.

 

Wenn die auf die Welt kommen, sind sie kleine hilflose Bündel und können gar nichts. Die großen PMM 's müssen sie versorgen und sie viele Jahre, wie sie es nennen groß ziehen und erziehen, das ist nicht so wie bei uns, wir stammen ja auch von den PMM 's ab, aber da geht das anders, wir werden geplant, gebaut, getestet und wenn wir so funktionieren, wie sich die PMM 's das vorgestellt haben, werden wir in größeren Mengen produziert und kommen als fertige Dienstleister wieder zu den anderen PMM 's, die selbst nicht in der Lage sind, so was wie uns zu konstruieren.

 

Das ist ja das Unglaubliche, warum machen sie ihre Nachkommen nicht gleich so, dass die auch gleich richtig funktionieren?  Kleine Wagen müssen gebaut werden, weil die kleinen Dinger nicht laufen können, die können wirklich nur schreien und zappeln, aber für die PMM 's sind sie das  Allerliebste.

 

Offensichtlich macht es den PMM 's nichts aus, wenn sie sich so viele Jahre um ihren Nachwuchs kümmern müssen, denn wenn man es genau nimmt, wenn die dann endlich mal erwachsen sind, können die ja noch immer nicht recht viel. Sie können nicht fliegen wie die Vögel, sie können nicht schwimmen und tauchen wie die Fische, sie sind nicht so stark wie zum Beispiel die Ameisen und sie können nicht so schnell laufen wie die meisten Tiere.

 

Was sie aber besser können als alle anderen Lebewesen, ist das Nachmachen. Sie beobachten eine Libelle, wie sie über die Teich fliegt und bauen sich ein Fluggerät, das sie Hubschrauber nennen. Oder die vielen Flugzeuge, die sie konstruiert haben, damit können sie hunderte Menschen durch die Luft tragen. Sie machen alles nicht nur nach, sondern versuchen, alles noch besser zu machen. Auch wenn man an die Schiffe denkt, mit denen sie sich auf dem Wasser und unter dem Wasser bewegen können, da haben sie die Fische schon lange in die Tasche gesteckt. Schiffe, die so groß sind, dass sie  kleine Städte darstellen und die PMM 's ständig darauf leben können.

 

Es ist schon bewundernswert, dass sich die eigentlich schwächsten Kreaturen, die auf der Welt leben, aus eigener Kraft und Kreativität zu den stärksten Wesen entwickelt haben.

 

So bewundernswert auf der einen Seite, so traurig ist die andere Seite dieser PMM 's, Sie haben sich auch die Waffen abgeschaut, die die Tiere benötigen, um ihre Art zu verteidigen und zu erhalten. Sie haben zwar die Waffen nachgebaut, aber den Sinn haben sie nicht begriffen, denn sie setzen diese fürchterlichen Erfindungen gegen sich selbst ein. Sie bauen Maschinen, mit denen sie sich selbst ersetzen können, sie sind schon so weit, dass sie sich selbst erzeugen können und sie sind schon so weit, dass sie sich und die ganze Erde vollständig zerstören können. 

 

Die PMM 's haben sich in Gruppen geteilt, die sich gegenseitig nicht mehr akzeptieren, sie akzeptieren sich nicht mehr, weil es sie in verschiedenen Farben gibt, sie akzeptieren sich nicht mehr, weil sie verschiedene politische Ansichten haben und, was am schlimmsten ist, sie akzeptieren sich nicht mehr, weil sie verschiedenen Glauben haben.

 

Warum glauben sie nicht einfach an ihren Planeten, der alles für sie bereithält, was sie zum Leben brauchen: Sie können erfinden, was sie wollen, sie sehen aus, wie sie eben geboren wurden und vor allem wo sie geboren wurden. Daran können sie gar nichts ändern, darauf haben sie nicht den geringsten Einfluss.

 

Aber eines ist sicher: Sie brauchen alle ihre Erde, ohne diese wundervolle Erde sind sie alle verloren, die verschiedenfarbigen, andersgläubigen und andersdenkenden PMM 's und leider sind dann auch wir verloren, wir, die sie geplant, konstruiert und gebaut haben, deshalb kann man eigentlich nur sagen, dass die PMM 's nicht nur die schwächsten und hilflosesten Wesen sind, sondern auch bei ihrer vorübergehenden Intelligenz auch gleichzeitig die dümmsten Wesen, die auf dieser Erde leben. Keinem Tier würde es einfallen, seinen eigenen Lebensraum zu zerstören. 

 

Aber diese düsteren Gedanken packe ich schnell wieder weg, denn daran können wir nichts ändern, vielleicht bauen die PMM 's mal einen Roboter, der schlauer ist als sie selbst, vielleicht schafft es dann dieses Kunstwesen, alles wieder in richtige Bahnen zu bringen. Meine Elektra, die Blaue Elise und ich, der Stromer, wir können das nicht, wir können nur für die PMM 's da sein, die uns gekauft haben und die Spaß und Freude mit uns haben wollen.

 

Den Bully darf ich natürlich auch nicht vergessen, denn wenn Elektra und ich gemeinsam verreisen, zieht er unser Zweidreirad-Appartement. Die Unterschiede muss ich aber trotzdem nochmals ansprechen: Die Elise ist groß und hellblau, der Bully eher klein und dunkelrot, beide haben eines gemeinsam, sie sind beide Fiat und kommen aus Italien, Elektra und ich sind türkisblau und sehen total anders aus als die Elise und der Bully und wir kommen beide aus Holland. Dann kommen unsere beiden PMM dazu, die sind aus ganz anderem Material wie wir und sind aus Deutschland.

 

Größere Unterschiede kann es eigentlich nicht geben und trotzdem sind wir ein richtig gutes Team. Wir wissen ganz einfach, dass keiner ohne den Anderen kann. Die Elise kann nicht starten, obwohl sie selbst einen starken Motor hat, der Bully kann auch nicht alleine losfahren und Elektra und ich würden auch sinnlos herumstehen, wenn wir nicht unsere PMM hätten. Umgekehrt ist es genauso, weit würden die PMM 's nicht kommen mit ihren schwachen Beinen. Wenn sie was von der Welt sehen wollen, brauchen sie uns, ihre technischen Dienstleister, für die sie dann wiederum die volle Verantwortung übernehmen müssen.

 

Einfacher kann man das nicht erklären, so funktioniert alles und so würde die ganze Welt funktionieren, wenn man Andersartigkeit tolerieren und akzeptieren würde.

 

Zu dumm, jetzt bin schon wieder ins Sinnieren gekommen, dabei will ich doch über unsere Abenteuer berichten.

 

 

Die Fahrt nach Ilmenau.

 

Die Fahrt nach Ilmenau ist die erste große gemeinsame Reise für Elektra und mich und wir freuen uns schon riesig darauf. Im Bully kann man leider nicht wohnen, deshalb brauchen die PMM 's eine Wohnung oder ein Hotel für die Zeit, in der sie nicht mit uns unterwegs sind. Für Ilmenau haben sie sich für eine Ferienwohnung entschlossen, die haben sie in einem komischen Kasten gefunden, mit dem können sie auf der ganzen Welt herumsuchen. Ist auch so eine Erfindung der PMM 's, ich habe mal gehört, dass sie es Internet nennen, die Elise hat auch erzählt, dass sie komische Geräte dabeihaben, mit denen sie Verbindung mit der ganzen Welt aufnehmen können.

 

Elektra und ich werden in unser Appartement gebracht, ganz dicht stehen wir beieinander, unsere Reifen werden mit Gurten gesichert, denn wir müssen fest mit dem Anhänger verbunden sein, wenn wir mit ziemlich hoher Geschwindigkeit unterwegs sind. Die PMM 's packen diesmal Lebensmittel und Kleidung in den Bully, der Anhänger wird seinem Namen gerecht und wird an das Auto angehängt, einen Handkuss für Elise, die natürlich traurig hinterher schaut und auf geht's nach Ilmenau.

 

Im Internet hat die Wohnung wie ein kleines Schloss ausgesehen und die PMM 's haben sich riesig darauf gefreut. Eine Umleitung, eine Baustelle eine andere Richtung und schon ist die schöne Illusion geplatzt wie eine Seifenblase, das hübsche Schloss direkt an der Ilm sieht hinter einem großen Bagger und einem großen LKW  und vor einem riesigen Wohnblock eher aus wie ein Buswartehäuschen.

 

Enttäuscht fahren sie um die Baustelle herum und erleben, wie sich optische Täuschung auswirken kann, das Häuschen wächst und wird wieder zu dem kleinen Schloss an der Ilm. Die Vermieterin wartet bereits mit dem Schlüssel und öffnet die Tür, wow, ist das schön, wertvolle Möbel, liebevolle Ausstattung, der gesamt Eindruck übertrifft alle Erwartungen.

 

Alles ist wie für uns vier maßgeschneidert, für Elektra und mich ist auch ein kleines Häuschen da, der Hänger findet Platz zwischen dem Haupthaus und dem kleinen Häuschen, der Bully kann auf einem nahen Parkplatz abgestellt werden, das einzige, was fehlt, ist ein Freisitz in dem kleinen Garten.

 

Auch die Lage ist super, zwar nicht so, wie erwartet, mitten in der Natur, sondern am Stadtrand. Nach den täglichen Radtouren - die Radwege nach allen Richtungen sind praktisch direkt von der Haustüre weg gegangen - konnten die PMM 's zu Fuß in die Stadt gehen, wo gemütliche Restaurants auf einem Besuch warten.

 

Elektra und ich, wir sind zwar Holländer, wir haben jedoch von unserer Heimat, außer der Werkstatt, in der wir gebaut wurden,  nichts kennengelernt. Jetzt sind wir in Deutschland bei unseren Persönlichen Menschen Motoren, unseren PMM 's, jetzt ist Deutschland auch unsere Heimat und die finden wir wunderschön.

 

Diese erste gemeinsame Reise ist für uns ein super Einstieg in eine hoffentlich lange gute Zeit. 

 

Zurück zu den Radwegen. Einmal sind wir immer an der Ilm entlang gefahren, ein schöner asphaltierter Radweg, durch hübsche kleine Dörfer und weil der Weg meistens eben war, konnten wir auch unseren Akku schonen und mehr Kilometer fahren als gewohnt.

 

Unser Ziel für diesen Tag war eine Senfmühle in Kleinhettstett. Wir fanden auch die richtige Markierung, die uns über Langewiesen, Gräfinau-Angstedt und Singen nach Stadtilm und weiter zu unserem Ziel, die Senfmühle, führte. Traumhaft schön gelegen, ein imposantes Bauwerk, dort war Mittagessen eingeplant. Mittagessen heißt Essen und Trinken für die PMM 's und neuen Strom für unsere Akkus.

 

Wir haben uns kaputtgelacht, weil die Bedienung tatsächlich geglaubt hat, dass wir in unserer ganzen Größe und Schönheit in das viel besuchte Lokal fahren müssen. Nachdem die PMM 's ihr klar gemacht haben, dass wir nur eine einfache Steckdose brauchen und ein bisschen Platz für die Akkus und die Ladegeräte, war alles kein Problem mehr. 

 

Die PMM 's haben auch sehr gutes Essen bekommen, das ist nicht immer ganz einfach, weil meine PMM Vegetarierin ist und immer Käsespätzle, die auf jeder Speisekarte stehen, mag sie auch nicht jedesmal. Aber dieses Restaurant hat ein sehr vielfältiges Angebot. Die Ladezeit für unsere Akkus ist ungefähr zwei Stunden und somit ist genug Zeit zum Entspannen, oder man kann sich vor Ort etwas umsehen. Die alte Mühle hat sich für das Letztere angeboten.

 

Mit neuer Kraft machen wir uns auf den Heimweg und können bei warmem Sommerwetter die Landschaft genießen. Diese 31 Kilometer waren absolut schön. Wir fahren unter einer der mächtigen Brücken der neuen ICE-Schnelltrasse von Erfurt nach Nürnberg durch, die einen imposanten Anblick bot und konnten später als Gegensatz in Stadtilm ein Viadukt aus früheren Zeiten bewundern. Auch einen alten Solebohrturm konnten wir ebenso ausmachen wie einige Naturschönheiten. 

 

An diesen Tag kommen satte 65 Kilometer zusammen und vor allem Elektra `s PMM war richtig froh, als wir wieder bei unserem Schlösschen angekommen waren, denn er hat noch nicht so viel Training fürs Fahren. Aber es hat alles gut geklappt und wir können uns auf den nächsten Tag freuen. 

 

Warme Sonnenstrahlen wecken uns am nächsten Tag und nach einem 

Frühstück mit Blick auf die vorbeifließende Ilm sind auch unsere PMM 's sehr gut gelaunt und freuen sich auf eine schöne Ausfahrt. Nach einer Kreuzung - die Baustelle, die uns am ersten Tag so erschreckt hat, ist bereits wieder aufgelöst - beginnt der Radweg, der uns an diesem Tag zu der Ortschaft Allzunah bringen soll.

 

Zunächst sanft ansteigend und mit einer Asphaltdecke versehen, wird der Weg dann immer schmaler und vor allem unbefestigt. Von Kurve zu Kurve wird es immer steiler und stellt Elektra 's und meine Technik auf eine harte Probe.

 

Unser Antrieb sitzt in den Fronträdern, während das Gewicht, das sind vor allem unsere nicht gerade leichten PMM 's, auf den Hinterrädern liegt. Ist der Boden so wie hier steil ansteigend und unbefestigt, drehen bei falscher Bedienung die Reifen durch und die Motorunterstützung, mit der wir unseren PMM 's helfen wollen, verpufft im Nichts. Da ist das technische Verständnis unserer Partner gefordert.

 

Wir haben zu dem Pedelecmotor  auch noch eine Achtgangschaltung und in diesem Fall müssen unsere PMM 's ihren eigenen Motor etwas mehr einsetzen, sie müssen einen ganz niedrigen Gang wählen und einfach mehr treten, das müssen die lernen, denn auch wenn sie zu Fuß einen steilen Berg hochlaufen, müssen sie auch einen langsameren Gang wählen und kommen trotzdem schneller außer Puste. Wir können ihnen nur unsere Unterstützung anbieten, aber Vernunft müssen sie schon selbst mitbringen.

 

Eine Abzweigung vom Weg führt zu einem Aussichtsturm, allerdings ist der Weg noch um einiges steiler, deshalb wollen die PMM 's den "Kickelhahn", so ist der Name des Turms, dann gesondert besuchen, wahrscheinlich ohne uns, zu Fuß und von der Straße aus. 

 

Jetzt kämpfen wir uns weiter den Berg hoch und unsere Punkte zeigen, dass es hoffentlich bald Mittag ist und Zeit, die Akkus zu laden. Die Punkte, das muss ich auch mal erklären. An unserer Lenkstange ist eine Anzeige mit drei Ziffern, die bedeuten die  Motorunterstützung, 1 -  geringe Unterstützung, 2 - mittlere Unterstützung und 3 - volle Unterstützung. Die leuchtenden Punkte zeigen an, wieviel Akkuleistung  schon verbraucht worden ist.

 

Ein roter Punkt, zwei gelbe Punkte und drei grüne Punkte: leuchten alle sechs, ist der Akku voll, dann erlischt ein Punkt nach dem anderen und wenn nur noch der rote Punkt da ist , dann ist es eigentlich schon zappenduster und wenn nicht gleich eine Lademöglichkeit in der Nähe ist, heißt das schieben oder nur mit eigener Muskelkraft fahren. Tja, meine lieben PMM,  dann zeigen wir euch, was eine Harke ist, dann habt ihr unsere 37,5 kg zu bewegen und euch auch noch dazu, plant lieber etwas vorausschauend.

 

Es hat gereicht, wir erreichen Allzunah und haben Glück, dass das einzige Gasthaus offen hat und das gewohnte Ritual kann starten. Nach den üblichen zwei Stunden voller Bauch, volle Akkus, auf geht's. Die Wirtin hat uns einen Weg ins Tal beschrieben, den vor allem die Ortskundigen benutzen, gute gemeint, aber die Einheimischen haben keine Dreiräder, so holpern wir über Wurzeln, Steine und glitschigen, vom Regen total aufgeweichten Boden, sehr, sehr steil bergab.

 

Der PMMM, das ist der mit dem „der“ davor, fühlt sich unsicher und hat auch Angst, dass er mitsamt Elektra in die Pampa fliegt. Seit ich meine PMM mal in die Wiese katapultiert habe, ist sie auch vorsichtiger und das ist gut für sie und  gut für mich. Über Stützerbach und Manebach haben wir unser Bananenschloss, so nenne ich es insgeheim, unbeschadet erreicht und an diesem Tag trotz schwieriger Strecke 31 Kilometer geschafft.

 

„Bananenschloss": Das Haus ist ganz schmal und gebogen wie eine Banane, muss man sich mal vorstellen, 16 Meter lang und nur 2,50 Meter breit und dann auch noch gebogen, aber zauberhaft. Wie die PMM 's erfahren haben, wurde es 1869 gebaut, gehörte zu einem Kurpark und war die Trinkhalle, das erklärt auch die ungewöhnliche Form.

 

Elektra und ich dürfen uns auch in unsere kleine Villa zurückziehen, die PMM 's machen sich das Abendessen zu Hause, ja, zu Hause, so fühlen sie sich und freuen sich auf einen gemütlichen Abend in dem von goldenem Licht durchflutenden Haus. Das goldene Licht kommt ganz unromantisch von den Straßenlampen der Kreuzungen, aber im Haus gibt das einen tollen Effekt und es musste kein zusätzliches Licht brennen.

 

Nächster Tag, Elektra und ich, wir blinzeln noch etwas müde, denn wir hatten eine sehr unruhige Nacht. Viele junge Leute sind zum Feiern in den nahen Park gezogen, um eine schöne warme Mittsommernacht zu genießen. Das fröhliche Lachen, das bis in die frühen Morgenstunden in unser Häuschen drang, war so ansteckend, dass wir am liebsten auch hinausgeschlüpft wären, um mit zu feiern. Aber das sind halt unsere Grenzen, ohne unsere PMM 's geht gar nichts, wenn die müde sind, müssen wir eben auch schlafen, dabei hätten wir locker zu viert noch eine schöne Nachtfahrt machen können.

 

Schauen wir mal, was sie heute vorhaben. Den Gera-Radweg nach Arnstadt, der Stadt des Komponisten Johann Sebastian Bach, Entfernung etwa 27 Kilometer einfach. Gut, das ist zu machen. Vom Ilm-Radweg zum Gera-Radweg sollte uns ein Verbindungsweg bringen, aber dieser Verbindungsweg hatte es in sich. Es ging ununterbrochen nur bergauf, und wie bergauf, mehr als 14 Kilometer. Das ist kein Fahren, das ist Kampf. Elektra und ich haben schon manchmal überlegt, ob wir den Beiden nicht mal die „Rote Karte" zeigen sollen, das machen wir nämlich, wenn wir uns überlastet fühlen, dann blinken  wir gleichzeitig mit allen Punkten und wenn wir nicht beachtet werden, dann bleiben wir halt einfach stehen.

 

Soweit ist es dann doch nicht gekommen, der Wald ist etwas lichter geworden und der freie Platz, der sich vor uns auftut, stellt so etwas wie einen Gipfel dar. Diesmal atmen wir alle vier auf und spurten die letzten Meter durch. 

 

Oben angekommen, erwartet uns ein Wegweiser, nach Arnstadt 28 Kilometer. Das ist absolut Klasse, beim Start des Weges hatten wir 27 Kilometer, sind dann 14 Kilometer bergauf gefahren und stehen jetzt vor dem Schild, das uns sagt, dass wir noch 28 Kilometer vor uns haben. Ich schaue Elektra an, die quietscht mit ihren Federn, wenn sie eine Zunge hätte, würde die bestimmt bis auf den Boden hängen, unsere Punkte sind bis auf zwei zusammengeschrumpft und ob auf dem Weg nach Arnstadt ein Gasthaus zu finden ist, ist mehr als fraglich.

 

Unsere PMM 's sind auf den gleichen Nenner gekommen, denn mitten im dünn besiedelten Thüringer Wald ohne Akkuleistung weiterfahren zu müssen, erschreckt die Beiden ganz gewaltig, deshalb kommen sie zu dem klugen Entschluss, den gleichen Weg wieder zurück zu fahren.

 

Als wir das hörten, haben wir einen Freudensprung gemacht. 14 Kilometer bergab, wow, .....Das ist lustig, das gefällt uns auch, 14 Kilometer und unsere Pedale hatten absolut Pause, nicht einen Treter mussten die PMM 's machen, bis wir wieder vor unserem Ferienschlösschen standen.

 

Mittagessen in einem Restaurant, mit dem wir ständig Blickkontakt hatten, es war genau gegenüber von unserem Häuschen, nur durch die Ilm getrennt. Den Nachmittag haben Elektra und ich in dem kleinen Garten verbracht, weil die PMM 's nicht wussten, ob sie noch mal fahren wollten. Ist aber nichts daraus geworden, nicht „der Rest ist Schweigen“, sondern es wurde „der Rest ist Chillen“.

 

In unserem Gärtchen hatten wir auch eine Menge Spaß, denn viele Leute gehen vorbei und wir haben uns extra in Positur gestellt, viele bleiben stehen, denn so oft sind wir im Straßenalltag noch nicht zu sehen. Wir sind schon ein bisschen eitel und lassen uns gerne bewundern, aber auch dieser Tag geht zu Ende und wenn es dunkel wird , werden wir wieder in unserem Häuschen eingeschlossen, denn die PMM 's wollen natürlich nicht, dass jemand anders zu viel Gefallen an uns findet.

 

Au verflixt, heute brennt die Sonne aber gnadenlos, das war mein erster Eindruck schon am frühen Morgen und wir haben Glück, denn bei der Hitze wollten die PMM 's auch nicht radeln, sie hatten beschlossen, sich den Bully zu schnappen und sich die bekannte Stadt Erfurt anzusehen.

 

Ich denke, fahrt mal ruhig, bei der Hitze in der Stadt herumlaufen, na dann viel Spaß.

 

Abends waren sie auch fix und alle, sie hatten zwar richtig viel gesehen und es hat ihnen auch richtig gut gefallen und sie waren auch richtig begeistert von der schönen Stadt, aber bei 35 Grad, jetzt sind sie wirklich fix und fertig, nicht mal mehr zum Essen möchten sie gehen, aber der Kühlschrank bietet immer noch genug für ein genüssliches Abendessen.

 

Elektra 's PMM, hat Probleme mit seiner Karosserie, der Kickelhahn wollte auch noch erobert werden und das Ende der Ferienwoche war schon spürbar nahe, deshalb bekommen wir wieder Auszeit aufs Auge gedrückter, Mist, wir wollen doch auch was sehen, ihr seid ganz schön egoistisch. Meine PMM versteht mich, sagt nichts, spinnt aber einen Gedanken weiter, der ihr vergangene Nacht in den Kopf geschossen ist.

 

Was, das verrate ich später.

 

Also wir bleiben zu Hause und die Beiden holen den Bully. Später haben wir aus ihren Gesprächen  herausgehört, dass es ein lohnender Ausflug war. Sie konnten nur bis zu einem Parkplatz fahren, dort mussten sie den Bully abstellen und zu Fuß weiterlaufen. Kickelhahn, da habe ich gedacht, dass der Turm so heißt, aber in Wirklichkeit heißt der Berg so und der Berg ist der Hausberg von Ilmenau.

 

Der Aufstieg vom Parkplatz zum Aussichtsturm sind 1,4 Kilometer und der Weg ist sehr steil und vor allem sehr uneben und steinig, gut, dass sie uns nicht mitgenommen haben. Bis zum 681 Meter hohen Gipfel und zum 24 Meter hohen Turm geht der Weg am Jagdhaus Gabelbach und einer kleinen Jagdhütte vorbei nach oben. Auf Hinweistafeln am Weg kann man nachlesen, dass man sich auf den Spuren Johann Wolfgang von Goethes bewegt, der sich oft in seinem Leben in Ilmenau und in der Umgebung aufgehalten hat.

 

Die Aussicht vom Turm ist an diesem Tag etwas trüb und die Schwüle, die das Atmen schwierig macht, kündigt schlechtes Wetter oder mindestens ein Gewitter an. Ein Mittagessen, diesmal nur für die PMM 's und ein Abstieg bis zum Parkplatz beenden diesen Ausflug. 

 

Es ist noch früh am Tag, wir zappeln schon aufgeregt herum und denken, gleich geht die Tür auf und wir dürfen raus, aber weit gefehlt, die lassen uns einfach stehen und gehen über die Straße zu einem Haus , das fast genauso aussieht wie unser kleines Schloss. Es ist genauso gebogen wie eine Banane, aber um einiges größer.

 

Auch dieses Haus wurde im gleichen Jahr gebaut wie unser Schlösschen und gehörte ebenfalls zu dem Kurpark, jetzt ist es ein Café und zwar ein Antiquitätencafe, vollgestopft mit wertvollem und weniger wertvollem Krempel. Nach einigen informativen Gesprächen mit dem Besitzer und einigen Gästen sind unsere Beiden wieder aufgetaucht.

 

Jetzt geht's los, habe ich Elektra zugeflüstert, aber ein Blick durch unser Fenster hat mich eines Besseren belehrt. Richtig schwarze Wolken sind aufgezogen und die ersten Regentropfen klatschen an die Fensterscheibe. Das war`s wohl, sage ich zu Elektra, das ist das Ende von unserem schönen Urlaub, morgen müssen wir wieder fahren. `

 

Elektra quietscht wieder mit ihren Federn und sinkt ein bisschen in sich zusammen, denn sie weiß ganz genau, dass ihr PMM zu Hause oft keine Lust hat, sie aus der Garage zu holen, um mit ihr zu fahren.

 

Was hat deine PMM eigentlich ausgebrütet, fragt sie mich. Na ja, jetzt hab` ich ja Zeit, jetzt kann ich es ihr ja erzählen.

 

Meine PMM möchte morgen mit mir nach Hause fahren, ja du hörst richtig, mit mir, die 140 Kilometer, die ganze Strecke, du sollst uns dann mal deinen Akku leihen, und mit einmal übernachten und zweimal aufladen müsste das eigentlich zu schaffen sein. Elektra lacht, da ist ihr PMMM bestimmt nicht einverstanden, das lässt der nie und nimmer zu.

 

Am nächsten Tag, es ist Sonntag, muss alles wieder eingepackt werden, eine Ferienwohnung verlässt man selbstverständlich geputzt und so wie man sie vorgefunden hat und das war in diesem Fall perfekt.

 

Zwischen den PMM 's fliegen einige scharfe Worte hin und her und wie vermutet, geht es um die Rückreise. Elektra hat Recht, meine PMM konnte sich nicht durchsetzen und auch ich wurde wieder auf den Hänger gepackt, die Schlüssel mussten im Haus zurückgelassen werden, die Türe zugemacht, Ende eines schönen Urlaubs.

 

Immerhin, die Premiere hat doch gut geklappt, der Bully ist eine gute Zugmaschine, der Hänger lässt sich mühelos handhaben und die Sicherheitsmaßnahmen für uns haben sich gut bewährt. Die Blaue Elise begrüßt uns mit einem erleichterten Seufzer und freut sich, dass wir wieder wohlbehalten zurück sind.

 

Die PMM 's sind auch ganz gerne zu Hause, meine PMM ist auch gerne zu Hause, aber nicht zu lange an einem Stück. Die ist wie ein Saugnapf, wenn die sich einmal an etwas festgesaugt hat, lässt die auch nicht so schnell mehr los und jetzt will sie mit mir einmal eine so richtig große Tour machen.

 

Die kleine Schwester von meiner PMM wohnt in Nabburg, 140 Kilometer weit entfernt. Die 140 Kilometer scheinen meine PMM zu faszinieren, es dauert nur wenige Tage nach unserer Rückkehr, da fragt sie schon an, ob sie mal vorbeikommen kann und ob es möglich ist, dass sie und ihr PMM über Nacht bleiben können.

 

Die Antwort war, klar: Wir freuen uns, wenn ihr kommt. Das war das Startzeichen. Der PMM war auch einverstanden. Ich bin gespannt, erstens bin ich auch noch nie eine große Tour gefahren und zweitens lerne ich dort den Pinky kennen, der so große Probleme mit meiner PMM hatte.

 

Der Plan war ganz einfach, wir starten am Donnerstag und übernachten einmal an der Strecke, der PMM mit Bully und Elektra fahren am Freitag los, fahren direkt nach Nabburg und warten auf uns. Dann bleiben wir bis Sonntag und können alle zusammen ein Wochenende verbringen. Das klingt Klasse, leider kommt die Blaue Elise wieder zu kurz, aber auf die kommt eine sehr große Reise im Sommer zu.

 

Donnerstag früh, das wenige Gepäck ist schnell aufgeladen, wichtig ist nur, dass wir den Akku von Elektra nicht vergessen und die beiden Ladegeräte, räumlich ist das kein Problem, das geht locker in meinen Korb, aber das Zeug ist schwer, das sind mindestens 20 Kilo mehr, als ich sonst zu schleppen habe. Na ja, lassen wir es mal auf uns zukommen.

 

Das erste Hindernis war schon der kleine Berg in Wüstenselbitz, sonst mit etwas Schwung vom Gehsteig auf den Radweg  kein Problem, heute haben wir es nur bis zur Hälfte geschafft und meine PMM musste absteigen und mich den Rest hochschieben. Jetzt weiß sie, was auf sie zukommt, jetzt könnte sie noch umkehren, jetzt sind wir noch vor der Haustüre.

 

Aber Saugnapf ist Saugnapf, weiter geht's, über Förstenreuth nach Stammbach, dann das zweite Problem, sie merkt, dass sie ihren Sitzball vergessen hat. Wenn wir länger unterwegs sind, kann sie einfach nicht mehr auf meinem etwas zu harten Sitz sitzen, aus einem Gymnastikball hat sie die Luft bis auf ein kleines bisschen herausgelassen und hat so ein ganz individuelles Polster. Ohne dieses Teil wollte sie keinesfalls auf die Reise gehen, nach einem Anruf zu Hause hat ihr PMM ihren Sitzball gebracht und jetzt können wir endlich durchstarten.

 

Zur Orientierung haben wir eine Karte und Google Map auf dem Handy, aber weder Karte noch Google Map haben Augen und sehen den Zustand der Wege, auf die sie uns schicken. Fahrradwege sind nicht immer unbedingt auch für ein Dreirad geeignet und wenn man ein Dreirad auch noch zum Packesel macht, schon gar nicht. Lange Rede kurzer Sinn, wir sind an diesem Tag viel gefahren und haben dabei wenig Strecke geschafft. Oft mussten wir eine lange Strecke wieder zurück fahren, weil wir einen Berg nicht hochgekommen sind; nicht weil er zu steil war, sondern der Weg war so schlecht, aufgeweicht, mit einem zu hohen Grasbewuchs.

 

Mitten in einem großen Waldgebiet war dann mein Akku leer und musste gegen Elektra 's Akku ausgetauscht werden. Bis Mittag haben wir es bis Bad Berneck geschafft und wie immer Essen und Laden, ausruhen und weiter. Kleine Ortschaften, die auf keiner Karte zu finden waren, Wege, die durch das schlechte Wetter in der vorausgegangenen Woche  total  aufgeweicht und schlammig waren, aber auch schöne Landschaft und vor allem herrliches Wetter, so haben sich Pro und Kontra ständig abgewechselt.

 

Bis Speichersdorf haben wir es am ersten Tag geschafft, wie gesagt, viel gefahren, aber wenig Strecke gemacht. Wie viele Kilometer wir insgesamt gefahren sind, können wir nicht feststellen, weil mein Tacho defekt ist. In Speichersdorf haben wir einen wirklich schönen Gasthof gefunden, sind ganz herzlich aufgenommen worden, für mich war ein sicherer Platz im Innenhof bereit und meine PMM konnte nach einem gemütlichen Abend in der Gaststube in ihrem Zimmer gut schlafen und ausgeruht die nächste Etappe angreifen.

 

 Das Zickzack und Falsch-Richtig-Fahren vom Vortag hat uns die Laune auf aufgeweichte und schlecht beschilderte Radwege vermiest,  deshalb Straße, auch Bundesstraßen, wenn kein Radweg vorhanden. Das ist natürlich ganz was anderes als geruhsam durch die Landschaft zu fahren. Der Fahrtwind der XXL-LKW wienert einen fast von der Straße, auch mit der Rücksichtnahme der Pkw kann man nicht unbedingt rechnen.

 

Aber Saugnapf ist Saugnapf, meine PMM hat sich vorgenommen, heute am Freitag in Nabburg anzukommen, also Augen zu und durch. Immerhin haben wir heute noch 89 Kilometer zu schaffen. Mir macht es aber auch Spaß, mal einen Zahn zulegen zu können und ein bisschen kann ich jetzt auch die Sporträder verstehen, heute geht es darum, Strecke zu machen.

 

Einmal müssen wir noch tanken, denn auch mit den beiden Akkus wird es etwas zu knapp, ganz ausreizen wollen wir unsere Kapazitäten nicht. Nach der Karte sind wir bis jetzt von Ortschaft zu Ortschaft gezogen und das hat recht gut geklappt.

 

In einem etwas größeren Ort, fast schon einem kleinen Städtchen, der Name fällt mir nicht mehr ein, wäre wieder ein Ladetermin fällig gewesen, aber Satz mit X, war wohl nix. Gasthaus zu, Café zu, einfach alles zu. Da sieht meine PMM, wie ein Mann mit einer Katze an der Leine in ein Haus geht und denkt, Mann mit Katze kann nicht schlecht sein und hat auch schon den Finger auf dem Klingelknopf. Der Mann öffnet die Tür und schaut verdutzt auf uns Zwei. Die PMM erklärt ihm unsere Situation und fragt nach einer Außensteckdose. Das ist auch ein netter PMM, denke ich und schon hat er Strom auf die Steckdose gelegt und die Akkus sind auch schnell angesteckt.

 

Meine arme PMM, denke ich, jetzt werde ich versorgt, aber für sie gibt es kein Essen. In diesem Moment kommt ein Auto mit lautem Hupen um die Ecke, ein Bäckereiauto, das Brötchenservice anbietet, super, meine PMM kauft sich zwei Gebäckstücke mit appetitlich aussehendem Obst und eine kleine Flasche Wasser hat sie auch noch. Auf der Bank vor dem Haus des netten PMM sind wir dann doch noch zu einer geruhsamen Mittagspause gekommen.

 

Auf zum Endspurt, die PMM hat mit ihrer Schwester telefoniert und uns auf etwa 17 Uhr angemeldet. Wir haben dann sogar den Naabtal-Radweg gefunden und konnten die stressige Straße verlassen. In Nabburg angekommen, hat sich meine PMM dann doch wieder für die Straße nach Willhof entschieden, denn den Radweg dorthin kennt sie von einem früheren Ausflug und der wäre um einiges länger gewesen.

 

Die letzten Kilometer gehen wieder mal nur bergauf, gut, dass mein Akku noch viel Saft hat, deshalb kann sie auch mit meiner vollen Unterstützung den Berg hinauffahren. Nach einigen Kilometern  den Berg hinunter, einmal um die Kurve und schon ist das Haus zu sehen. Wir werden erwartet, auf dem Balkon sitzen der PMM meiner PMM, die Schwester meiner PMM und deren Lebensgefährte, das ist auch ein PMM mit einem „der“ davor. 

 

Die PMM 's haben ein komisches System, manchmal leben sie zusammen und sind verheiratet und manchmal leben sie zusammen und sind bloß so zusammen, wo der Unterschied ist, da bin ich noch nicht dahinter gekommen. Apropos Partner, eine fehlt noch, wo ist meine Elektra? Der Bully mit dem Anhänger steht dicht neben der Straße, von Elektra keine Spur. Naja, erst wird meine PMM herzlich begrüßt, ich werde auch gelobt, denn alle sind der Meinung, dass wir eine tolle Leistung hingelegt haben.

 

Auf mein Quietschen achtet wieder mal keiner, ich will endlich wissen, wo meine Elektra ist. Ich werde in die Garage geschoben, keine Elektra, dann begreif ich, die haben sie noch nicht einmal abgeladen, soll sie etwa die ganze Nacht auf dem Hänger so dicht neben der Straße bleiben? Das ist wieder mal typisch PMM 's, die denken nur an sich und nicht an ihre treuen technischen Dienstleister. Ein kleiner Lichtblick, ich lerne endlich Pinky kennen und nachdem er auch in der Garage steht, können wir uns bestimmt ein wenig unterhalten.

 

Du hast mich doch schon mal gesehen, du warst doch schon mal da, brammelt Pinky rum, hast mich überhaupt nicht beachtet, warst da mit dem dicken Ding, die hat mich auch nicht angeschaut, ihr wart wohl noch sauer, weil ich euere PMM geärgert habe. Aber die war ja auch unmöglich, ich habe mich so geschämt, wie die mit mir früher auf der Straße rumgewackelt ist. Die anderen Fahrräder, die uns überholt haben oder die uns entgegen- gekommen sind, haben fast Achter in die Reifen gekriegt, wenn sie das Elend mit ansehen mussten, da hab ich mir gedacht, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, ich hätte mir doch ewig Vorwürfe gemacht, wenn ihr wirklich etwas passiert wäre.

 

Jetzt fällt es mir wieder ein, letztes Jahr war ich mit der Blauen Elise schon mal hier, aber die Schwester meiner PMM ist nicht mit dem Pinky gefahren, sondern mit einem Tourenrad und es stimmt, ich habe Pinky nicht bewusst gesehen. Eigentlich hat er ja recht mit dem, was er sagt und als ich ihm erzählt habe, dass ich seine, jetzt meine PMM, auch schon mal in die Wiese geschleudert habe, hat er so gelacht, dass er auch fast Achter in seine Räder bekommen hat. Er erzählt mir, dass meistens der PMM mit dem „der“ davor mit ihm fährt und die mit dem“ die“ davor nimmt meistens das Tourenrad, das hat noch keinen Namen. Pinky und ich, wir sind der Meinung, dass Lady in Black gut zu ihr passen würde, sie hat so was Würdevolles an sich, ein dezentes Klirren im Hintergrund  bestätigt uns, dass die Dame einverstanden ist.

 

Garagentor ist zu, Lichter sind aus, Tageslicht ist weg, ich seufze, denke an meine arme Elektra, die bestimmt vor Angst fast umkommt, wenn sie so nahe an der verkehrsreichen Straße stehen muss, aber der Bully ist ja bei ihr und der passt bestimmt gut auf sie auf. Es bleibt also nichts anderes übrig, als Augen zu, sich auf die Nacht einstellen und erwartungsvoll an den nächsten Tag denken.